- Sealsfield
- Sealsfield['siːlzfiːld], Charles, eigentlich Karl Anton Pọstl, österreichischer Schriftsteller, * Popice (Südmährisches Gebiet) 3. 3. 1793, ✝ Gut unter den Tannen (bei Solothurn) 26. 5. 1864; aus katholischer, konservativer Bauernfamilie; 1805-15 Studium der Philosophie und Theologie am Konvent des Kreuzherrenordens in Prag; 1814 Priesterweihe. Unter dem innenpolitischen Druck und aus privaten Gründen floh er 1823 in die Schweiz, dann in die USA, wo er den Namen C. Sealsfield annahm, der erst nach seinem Tod als Pseudonym enthüllt wurde. 1826 Rückkehr nach Europa, 1827-30 wieder in den USA, dann Korrespondent in London und Paris. Ab 1832/33 als Schriftsteller in der Schweiz, 1837 und 1853-58 erneut in den USA. Sealsfield war ein politisch engagierter Journalist und Reiseschriftsteller, der das liberale Gedankengut der österreichischen Spätaufklärung in der Verfassung der USA verwirklicht fand und den Spannungen zwischen restaurativen und nationalliberalen Tendenzen Ausdruck gab. Anfangs unter dem Einfluss von J. F. Cooper, F. R. de Chateaubriand und W. Scott, wurde Sealsfield dann zum frührealistischen Erzähler mit politischem und pädagogischem Engagement und zum ersten bedeutenden deutschsprachigen Schilderer amerikanischer Landschaft und Gesellschaft. In seinen Charakter- und Milieuzeichnungen stellte Sealsfield die harmonische Entsprechung von Mensch und Landschaft bei der Herausbildung demokratischer Staatsformen in Mexiko und im amerikanischen Südwesten dar und lehnte die eher an Europa orientierte gesellschaftliche Entwicklung der Neuenglandstaaten ab. Sealsfield trat für eine konservative, bürgerliche Agrargesellschaft ein und warnte vor den sozialen Folgen der fortschreitenden Industrialisierung. In neuester Zeit wurde Sealsfields Werk verstärkt in den Kontext der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts gestellt.Werke: Die Vereinigten Staaten von Nordamerika nach ihren politischen, religiösen und gesellschaftlichen Verhältnissen betrachtet, 2 Bände (1827); Austria as it is (1828).Romane: Tokeah. Or, The white rose, 2 Bände (1829; deutsch erweitert unter dem Titel Der Legitime und die Republikaner, 2 Bände); Der Virey und die Aristokraten oder Mexiko im Jahre 1812, 3 Bände (1835); Lebensbilder aus beiden Hemisphären, 6 Bände (1835-37); Neue Land- und Seebilder oder. .., 4 Bände (1839-40); Das Cajütenbuch oder Nationale Charakteristiken, 2 Bände (1841); Süden und Norden, 3 Bände (1842-43).Ausgaben: Ausgewählte Werke in 8 Bänden, herausgegeben von O. Rommel (1919-21); Sämtliche Werke, herausgegeben von K. J. R. Arndt, auf 28 Bände berechnet (1972 folgende).E. Castle: Der große Unbekannte. Das Leben von C. S. (Wien 1952);A. Ritter: S.-Bibliogr. 1966-1975 (1976);F. Schüppen: C. S.: Karl Postl. (1981);Neue S.-Studien, hg. v. F. B. Schüppen (1995);Zw. Louisiana u. Solothurn. Zum Werk des Österreich-Amerikaners C. S., hg. v. J. P. Strelka (Bern 1997).
Universal-Lexikon. 2012.